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Oft schleichen Zweifel nebelgleich herüber,
Entsteigend aus der Seele tiefsten Falten;
Was ist das Leben voll von 1000 Fragen,
Was ist von Gott & Menschen doch zu halten?
So wird der Zweifel durch die dunkeln Nächte,
Die Unruh legt sich schwer aufs müde Haupt.
In solchen Stunden warst du oft mein Retter,
Wenn ich an nichts mehr als an dich geglaubt.
Wenn ohne Hoffnung meine Seele kämpfte,
Erschien deine holder Lockenkopf vor mir.
Dann legten sich der Brandung wilde Wogen
Und ruhig lag des Herzens Meer vor dir.
Von deiner Sterne flutete hernieder
Ein nie gefühltes, unaussprechlich Glück,
Du führtest in die wonnetrunknen Augen
Den längst versiegten Tränenquell zurück.
Von dir empfieng ich ein erneutes Leben.
Doch bleibt das höchste Glück nicht ohne Pein!
Denn hinter meine seligsten Gedanken
Schlich sich die Sehnsucht: Ach, wann wirst du mein?
(aus der Zeit der frühen Gedichte, 1895−1904)